Precarioptics beleuchtet aus verschiedenen Perspektiven aktuelle Phänomene und Ausprägungen des neoliberalen Kapitalismus und die daraus resultierende psychische, soziale und politische gesellschaftliche Verfassung. Dabei ist auffallend, wie Versprechen, betriebliche Management-Dogmen, Mythen der New Economy, Freiheitsversprechen und neue Technologien unsichere Arbeitsbedingungen verstärken und ökonomische Sphären zunehmend unsichtbar werden.
Ich nähere mich mittels künstlerischer Forschung meiner eigenen beruflichen Biografie und anderen prekär agierenden Arbeiter*innen an. Durch Introspektion, Interviews und Stadtbegehungen mache ich unsichere Arbeits- und Lebensverhältnisse sichtbar und nehme davon Notiz. Ich pflege dabei einen offensiven, subjektiven Umgang mit Gefühlen und Information. Das kontinuierliche Schreiben bietet mir eine Möglichkeit der Entlastung und der Formulierung meiner Skepsis und Widersprüche, um vom Erlebten – dem Unbehagen, den Zweifeln und Ängsten – nicht erdrückt zu werden. Es ist ein Klagelied ohne Melodie, ein Kommentar auf den (weitgehend unreflektierten) Kanon der New Economy.
Das vorliegende Journal beinhaltet ein Extrakt einer fortlaufenden Aufzeichnung. Die bisherige Auseinandersetzung mit dem Thema soll mir helfen, das freiheitliche, neoliberale Versprechen aufzugeben und eine neue berufliche Zukunft zu skizzieren, die mir einerseits Selbstachtung zurückbringt und die andererseits in einer konsumorientierten, singularisierten Gesellschaft nach persönlichen und kollektiven politischen Handlungsmöglichkeiten Ausschau hält. Das Projekt Precarioptics soll die ökonomischen Entwicklungen, vor allem der Plattformökonomie, und ihre Auswirkungen auf das städtische Zusammenleben fassbar machen und für meine zukünftige vernetzte Praxis eine Grundlage bilden.