Laura Müller

Weder Geschenk noch Abfall

Alltagsgegenstände sind etwas Greifbares, sie umgeben uns. Ihr Wert und ihre Bedeutung wandeln sich. Objekte, die gratis zum Mitnehmen vor die Häuser gestellt werden, sind an sich in einer Art der Zwischenphase. Sie kosten nichts, sind aber auch nicht wirklich Geschenk.

Art Teaching (MAT), Critical Image Practices (CIP)
Monica Studer / Christoph van den Berg, Rachel Mader, Lukas Müller, Julia Müller, David Muff, Andrea Zimmermann.

laura_m@gmx.ch

Es scheint, als ob immer häufiger Dinge auf der Strasse mit der Aufschrift gratis zum Mitnehmen zu finden sind. Diese Alltagsgegenstände werden vor die Tür gestellt, weil sie nicht mehr gebraucht werden und gleichzeitig in der Hoffnung, dass jemand anderes ihnen noch einen persönlichen Wert beimessen möge. Sind diese Dinge als Geschenke zu betrachten oder als Abfall? Als eine neue Form des Handels?

Ich fotografiere diese Zusammenstellungen, wenn ich ihnen auf der Strasse begegne. Meist haftet den Dingen etwas Melancholisches an. Die auf die Strasse gestellten Dinge befinden sich auf der Schnittstelle zwischen Abfall und persönlichem Gegenstand und ich frage mich, ob sie Ausdruck unserer schnelllebigen Zeit sind?

Ich male die gesammelten Eindrücke und führe die Bilder an den Ort zurück, an dem ich sie gefunden habe. Dort entsteht ein neues Bild. Auf den Bildern halte ich die Etappen der Umwandlung fest und zeige damit die Wandelbarkeit der Bedeutungen und Wertbehaftungen auf. Als Bilder haben die Gegenstände eine neue Bedeutung.

Die unbrauchbaren Gegenstände sind mit dem Hinausstellen vor die Tür nicht einfach weg oder gar aus der Welt. So wie die Erinnerungen, die wir in uns weitertragen, bleiben auch materielle Dinge meist in irgendeiner (anderen) Form nach wie vor auf unserer Welt.